Sonntag, 17. Juni 2007

Holzoberflächen schützen und pflegen

Die richtige Wahl einer geeigneten Oberflächenbehandlung für Holz ist nicht immer ganz einfach und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ungeeignete Oberflächenbehandlungen führen immer wieder zu grossen Enttäuschungen bei der Kundschaft.

Damit Holzoberflächen bei Möbeln und Böden, im Innen- und Aussenbereich langfristig schön bleiben, muss man sie schützen. Diese Schutzwirkung erreicht man mit einer geeigneten Oberflächenbehandlung. Erst durch die richtige Wahl der Oberflächenbehandlung kommt die volle Schönheit der verschiedenen Hölzer voll zur Geltung.
Momentan liegen geölte Holzoberflächen voll im Trend. Offenbar suchen viele Kunden immer wieder sog. biologisch und ökologisch saubere Varianten der Oberflächenveredelung, weil sie angeblich gesünder sind und den vollen Kontakt zum Holz erlauben, ohne störende Kunststoffschicht dazwischen. ABER, und jetzt kommt das grosse ABER: Viele Kunden wollen nach Fertigstellung des Werkes bezüglich der Pflege nichts mehr damit zu tun haben. Dabei ist es so, dass geölte Holzoberflächen immer wieder gereinigt und eingeölt werden müssen. Geölte Oberflächen sind nun einmal nicht Wasserfest. Um eine gewisse wasser- und schmutzabweisende Wirkung zu erreichen, müssen geölte Oberflächen immer wieder nachbehandelt werden. Bei viel benutzten Esstischen zum Beispiel muss die Nachbehandlung am Anfang wöchentlich, später monatlich und am Schluss halbjährlich stattfinden. Wer diese Pflegeintervalle unterlässt, wird früher oder später eine grosse Enttäuschung erleben, denn, geölte Oberflächen, welche nicht immer wieder gepflegt und Nachbehandelt werden, sehen innert kürzester Zeit grauenhaft aus. Geölte Holzoberflächen sind also alles Andere als pflegeleicht. Leider werden diese Erkenntnisse von den Herstellern immer wieder verschwiegen.
Beim ölen können noch andere Schwierigkeiten auftreten: Man unterscheidet sog. oxidativ trocknende und UV-härtende Oelsysteme. Oxidativ trocknende System reagieren mit dem Sauerstoff der Luft. UV-härtende Systeme werden industriell unter UV-Lampen getrocknet und ausgehärtet. Diese beiden Systeme vertragen sich untereinander aber gar nicht. Wird auf eine UV-gehärtete Oberfläche ein oxidativ trocknendes Oel (z. B. Leinölfirnis) aufgetragen erhält man ein unglaubliches Geschmiere, welches klebrig bleibt und auch nach längerer Zeit nicht trocknen will.
Geölte Holzoberflächen sind somit definitiv nichts für Leute mit grossen Ansprüchen bezüglich Pflegeleichtigkeit. Es ist von grosser Wichtigkeit, sich diesbezüglich vorgängig von den Herstellern intensiv beraten zu lassen, sofern die auch wirklich Bescheid wissen.

Lackierte Holzoberflächen sind da schon viel pflegeleichter. Nitrocellulose-Lacke gelten aber auch nicht als besonders wasserfest. Säurehärtende Lacke sind da schon besser, sind aber bös in Verruf geraten, da sie über längere Zeit Formaldehyd abspalten, welches als Krebserregend gilt. 2 Komponenten DD-Lacke gelten als absolut Wasser- und Alkoholfest. Auch sind sie beständig gegen eine Vielzahl von Chemikalien. Es gibt aber Leute, welche auf DD-Lacke allergisch reagieren können. Diese 3 Lacksysteme gehören zur grossen Gruppe der Lösungsmittellacke, sind als nichts für Bio-und Oekofreaks.
Zu guter Letzt bleibt noch die Gruppe der wasserverdünnbaren Lacksysteme. Es handelt sich dabei um Acryl- und Akydharzverbindungen, welche mit und ohne Härter verarbeitet werden können. Diese Lacksysteme sind in den letzten Jahren sehr stark aufgekommen, da sie nur wenig oder gar keine Lösungsmittel enthalten. Härter muss nur verwendet werden, wenn hohe Ansprüche bezüglich Wasser- und Alkoholbeständigkeit gestellt werden. Die Härter können aber Isocyanate enthalten, welche Allergiekern das Leben schwer machen können.
Für den Aussenbereich gibt es eine Vielzahl an Imprägnierungen und Lasuren. Oel- und Lösungsmittelhaltige werden generell unterschieden. Diese Unterschiede machen sich meist mit unterschiedlichen Trocknungszeiten bemerkbar. Imprägnierungen und Lasuren enthalten meist auch noch Fungizide gegen eine Vielzahl von Pilzen, und Frassgifte gegen Käfer und Würmer. Von den Dickschichtlasuren ist man in letzter Zeit wieder abgekommen, da sie die Holzoberflächen abschliessen. D.h. das Holz kann nicht mehr atmen. Tritt durch feine Haarrisse in der Lasurschicht Wasser ins Holz ein, kann es nur sehr langsam wieder abdunsten, was zu Fäulnis unter der Lasurschicht führen kann. Imprägnierungen, welche in den verschiedensten Farbtönen eingefärbt erhältlich sind, sind da schon viel besser. Die Holzoberfläche bleibt offenporig, das Holz kann atmen.
Klar ist aber, dass Holz im Aussenbereich mind. alle 2 Jahre nachbehandelt werden muss. Es gibt keine Oberflächenbehandlung für den Aussenbereich welche ewig hält.
Gewisse Holzarten müssten eigentlich gar nicht behandelt werden, da sie natürliche Inhaltstoffe enthalten, welche sie fast wetterfest machen. Vergrauen tun sie aber alle mehr oder weniger. Unbehandeltes Holz kann auch schwarz werden, wie bei den alten Holzhäusern im Wallis. Dieser Effekt ist aber stark vom Klima abhängig. Je weiter nach Norden wir gehen, desto feuchter das Klima und desto schwächer der Effekt der Schwarzfärbung.

Wie Sie sehen ist die geeignete Wahl einer Oberflächenbehandlung nicht immer ganz einfach. Um grosse Enttäuschungen zu vermeiden ist es wichtig, dass Sie sich sehr gut beraten lassen. Lassen Sie sich evtl. von mehreren unabhängigen Fachleuten beraten. Vergleichen Sie deren Aussagen. Ueberlegen Sie sich, wieviel Aufwand Sie selbst einbringen wollen. Erstellen Sie evtl. ein Pflichtenheft an Ihre gewünschte Oberflächenbehandlung.
Durch die Wahl einer geeigneten Oberflächenbehandlung wird das Holz geschützt, entfaltet seine volle Schönheit, ist leicht zu pflegen und Sie werden lange glücklich und zufrieden sein.

Mit lieben Grüssen

ChessLee